Kein Interesse am Mountainbike-Tourismus?

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HABEN ÖSTERREICHS ENTSCHEIDUNGSTRÄGER KEIN INTERESSE AM MOUNTAINBIKE-TOURISMUS?

GUT GEMACHT IST NICHT GEWONNEN

Diese Frage stellt sich mir immer häufiger, insbesondere dann, wenn ich Aussagen aus der Politik bzw. deren Vorfeldorganisationen zum Thema Mountainbike-Tourismus höre.

Visionäre in der Politik sind mittlerweile so selten wie Thunfische in der Adria. Hingegen Studien, Statistiken und Arbeitskreise Entscheidungen behindern bzw. auf die lange Bank schieben.
Somit sind es die Idealisten, die Querdenker die mit Akribie, Ehrgeiz und visionärem Denken abseits des Mainstreams das Thema Mountainbike-Tourismus in kleinen Schritten vorwärts bringen.

Für Österreich wird es jedoch zunehmend schwieriger sich einen Teil des Kuchens anzueignen. Mittlerweile haben andere Alpenländer die Nase vorne, auch und vor allem wegen besserer Rahmenbedingungen und größerer Werbebudgets.

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MTB IM SALZKAMMERGUT

Heute ist mir vom Deutschen Alpenverein eine Story auf den Schreibtisch geflattert, die ich zweimal gelesen habe und die auch der Grund meiner im Augenblick heftigen Bearbeitung der Tastatur darstellt.

Auf und ab mit Gletscherblick

Beim Lesen spürt man die Freude des Redakteurs in puncto Landschaft, Gastfreundschaft, Kulinarik und Organisation der Reise. Emotionen sind geschürt, Erwartungen über erfüllt.
Aber, die Erfüllungen der Erwartungen hinsichtlich der Attraktivität der Abfahrten sind auf “Level Zero”. Zwischen den Zeilen lese ich heraus, dass der Redakteur und seine Kumpels sauer sind, was die Möglichkeiten der Tiefenmeter anbelangt. Nun, durch ein paar Tipps von Einheimischen „kriminellen“ Biker hatten Sie dann doch noch etwas Spaß am Trail. Und wie wir Österreicher letzte Woche gelernt haben von unserer Politik, ein bisserl kriminell ist eh OK bzw. sogar gewünscht.

Aber um hier nicht ins Polemische abzugleiten, was ist das Problem und wie kann es gelöst werden?

Das angebotene Produkt ist perfekt bis auf das Thema Abfahrten. Die Zielgruppe All-Mountain bzw. Enduro hat kein Interesse auf breiten Forstwegen den Berg, welcher mühsam mit breiten Reifen, Federgabeln erklommen wurde, wieder auf breiten Wegen hinabzusausen. Die wollen Abenteuer, Freude, Technik, Herausforderung.
Abenteuer bedeutet Ausschau zu halten nach dem „Traumtrail“. Der Herausforderung, dem Flow mit technischen Gustostückerln, wo vielleicht auch mal abgestiegen werden muss, aber letztlich dem Gast ein Grinsen im Gesicht steht, welches kaum mehr wegzuwischen ist.

Ich bin überzeugt davon, dass ein Großteil der Menschen sich Gäste wünscht, die derartige Freude empfinden und sämtliche Kumpels dazu auffordern auch in dieses wundervolle Land zu fahren, um dort Ihren Mountainbikeurlaub zu verbringen.
Das funktioniert bereits. Aber eben nicht hier bei uns mit dieser Zielgruppe. Aber es funktioniert in Südtirol, in Graubünden, in Ligurien, in der Toskana, in Schottland, Tschechien und in vielen anderen Ländern. Ja es gibt auch ein paar Orte in Österreich, aber meist nur mit Bikeparks!

Weiters bin ich überzeugt davon, dass die Touristiker bzw. Verantwortlichen vor Ort keine Schuld trifft an dem vorhandenen Trail-Angebot. Vielleicht sind die Zielgruppen noch nicht klar definiert bzw. werden falsche Zielgruppen kommuniziert. Vielleicht sind bei den Entscheidungsgremien auch zu wenig Experten aus der Zielgruppe dabei. Ganz sicher sind die Rahmenbedingungen nicht ideal.

Sobald die Sache einen wirtschaftlichen Nutzen für eine Region hat in Form von Arbeitsplätzen, Umsätzen und Eindämmung von Abwanderung, werden die Verhinderer immer weniger. Tja, falls andere Rahmenbedingungen wären, … na die wünschen sich in Österreich viele.

Nun, vielleicht kommt ja auch mal Verständnis auf bei denen, die unsere Rahmenbedingungen schneidern und eventuell entstehen sogar Visionen ohne Kesseldruck. Der Druck wird kommen, spätestens dann, wenn zwei warme Winter kein Schnee erzeugt werden kann.

Zum Glück ist der Bericht im DAV Panorama erschienen. Hier sind die Streuverluste der Zielgruppe noch relativ groß. Im Bike-Magazin bzw. einem anderen Fachmagazin hätten wir voraussichtlich schon einen Shitstorm in den sozialen Medien. Nichtsdestotrotz ist der Schaden in der Zielgruppe angerichtet, weil denen ist jetzt klar als All-Mountain bzw. Endurofahrer macht es keinen Sinn dorthin zu reisen. Da gibt es passendere Destinationen.

Bis dahin fahren wir Einheimischen ein bisserl kriminell, wie von der Politik empfohlen und den Mountainbikeurlaub verbringen wir eben im Ausland mit vielen unserer Freunde. Leider.

Links zu den Fakten:
Was tun?

Keinen Religionskrieg entfachen, sondern die willigen aus allen Interessenbereichen zusammenbringen und gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten, welche den österreichischen Mountainbike-Tourismus nachhaltig weiterentwickelt und wir zu einem Vorzeigemodell im europäischen Vergleich werden.

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Showing 5 comments
  • Carsten Schymik

    Gute Analyse.
    Ich fahre seit Jahren nur noch nach Italien und in die Schweiz zum Mountainbiken.
    Nein, konsequenterweise nicht nur zum Mountainbiken, sondern auch auf Skitour, zum Wandern und Klettern. Ubd natürlich zum Skifahren.
    Denn wer mich im Sommer nicht auf allen geeigneten Wegen als gern gesehener Gast betrachtet, der braucht mein Geld auch sonst nicht!

  • wolfgang

    Guter Artikel!

    Wie macht man den Verantwortlichen klar, das hier ein enormer touristischer Schaden entstanden ist der sich zum Flächenbrand ausweitet?

    Dafür wäre es sehr hilfreich, die Zahlenfetischisten mit abwandernden Touristenzahlen zu konfrontieren, die aufgrund der Gesetzlichen Situation nicht mehr in Österreich MTB Urlaub machen…

    Vielleicht wacht dann Schneewittchen auf…

  • Dom Kai

    Als Einheimischer OÖ-Reicher zeiht es mich seit Jahren nicht mehr in diese Region, die anzahl der wenigen “erlaubten” und freigewalzten Schotterstrassen bieten einfach keinen Reiz, wenn man im Gegenzug auf über 2500hm sämtliche technische und ausblickreiche Wege in Südtirol, Ligurien oder auch in den Julischen Alpen kennt und fahren darf. Ein permanentes drohendes Schwert der “illegalität” und die weltfremden Angebote in Ö werden bereits als Tourismusbremse überall bemerkt. Spricht man im Ausland mit Touristen aus dem Ausland, so hört man immer wieder das Österreich keine attraktive Region ist um Freude am Biken auszuleben! Die letzen Winter geben noch ihr restliches dazu bei. Aber was solls, meine Haussberge in SE und KI nehme ich trotzdem gerne unter die Stollen, als Biker muss man sich halt wie ein Fluchttier verhalten und einfach sich an Tageszeiten und Saisonen mit wenigen “Störern” halten, dann klappt es auch ganz gut, besser noch man startet seine Tour im Nieselregen und kann die Stille am Trail genießen! Lg aus OÖ und hoffe es passiert mal was!

  • M.W.

    Als Salzburger bevorzuge ich seit einiger Zeit die Bayrischen Berge. Dort ist man als Biker gerne gesehen und man muss sich nicht zwischen “Radfahren Verboten” Schilder durchschlängeln. Schade dass auch die Österreich Werbung das Potenzial dieses Sports nicht erkennt und die Geschäftsfüherin Frau Stolba keinen Bedarf an der Öffnung der Forstwege sieht.

  • hannes

    Es gäbe so viele so schöne Ecken bei “Euch” im Salzburgerland, aber irgendwie hat man das Gefühl nicht erwünscht zu sein.
    Wir waren ein paar Mal am Wolfgangsee, wohl wissend um die Situation. Wir hatten das “nur auf Forststrassen” akzeptiert, zogen wir doch unseren Zwerg im Hänger hinter her. Doch letztes Jahr war und ist unser letztes Jahr in Eurer schönen Ecke. Wir wurden mehrfach auf Forstwegen angemault, dass diese gesperrt wären und wir sollten gefälligst auf der Straße fahren. Ein Hinweis auf den Hänger/Kind mit dem Argument Verkehr wurde weggewischt: “Nicht erlaubt”, “Verboten”, “Selber schuld” bis hin zu “Ist doch egal wenn es den Hänger erwischt”.
    Um ehrlich zu sein und ich möchte nicht polemisieren, ich glaube nicht dass eine andere Rechtsprechung schnell die existierende Engstirnigkeit ändert. (Das gilt auch bei uns in Bayern.)

    Für uns (und wahrscheinlich alle Familien aus dem Münchner-Umland) ist es ziemlich egal ob man ins Vinschgau oder ins Salzburger-Land fährt. In Italien sind Biker willkommen und Kinder König … das einzige was Brixen, Bozen, Meran und Vinschgau fehlt sit ein schöner Badesee.

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